• Geschichte

Zur sozialen Situation der Rom_nija nach 1945

Von den rund 8.000 burgenländischen Rom_nija überlebten nur etwa 600-700 den Holocaust. Die meisten kehrten nach Kriegsende wieder in ihre vormaligen Heimatorte zurück. Ihre Häuser fanden sie nicht mehr vor, da die "Zigeuner-Siedlungen" nach der Deportation ihrer Bewohner dem Erdboden gleichgemacht worden waren. Teilweise befanden sich schon andere Bauten auf den jeweiligen Grundstücken. Nur widerwillig stellten die Gemeinden den Heimkehrern notdürftige Unterkünfte in Baracken, Wellblechhütten und dergleichen zur Verfügung.

Später wurden ihnen winzige Behausungen, vielfach ohne Strom- oder Wasseranschluss, errichtet. Wie vor 1938 lagen diese Bauten außerhalb der Ortschaften. Im Bedarfsfall, etwa im Zuge von Ortsausdehnungen oder anderen Bauprojekten, wie beispielsweise dem Krankenhaus-Neubau in Oberwart, wurden die Rom_nija einfach umgesiedelt. Die geografische Ausgrenzung kam in jeder Hinsicht einer gesellschaftlichen gleich. Dass die Mehrheitsgesellschaft die Rom-nija nur in deren Siedlungen duldete, zeigen u.a. jene Fälle, in denen verhindert wurde, dass Rom_nija in Wohnungen oder Häuser innerhalb der Dörfer zogen. Neben ihrer Ghettoisierung, die eine Integration von vornherein unmöglich machte, bestimmte vor allem die hohe Arbeitslosenrate die soziale Situation der Rom_nija. Zahlreiche Familien lebten am Rande des Existenzminimums.

 

Gründe für die schlechte soziale Lage

Fehlende berufliche Qualifikationen und die Bevorzugung von Nicht-Rom_nija, machte es für die Rom_nija schwer, Arbeit zu finden. Also versuchten viele mit der Sozialhilfe und/oder Einkünften aus Gelegenheitsarbeiten auszukommen. Eine Strategie, die sich auf lange Sicht als fatal erwies, da sie jeden sozialen Aufstieg unterband und negativen Urteilen auf Seiten der Nicht-Rom_nija weiter Vorschub leistete. Verantwortlich für die Benachteiligung der Rom_nija am Arbeitsmarkt war ihre ungenügende Schulbildung. Angehörige der älteren Generation waren, weil unter nationalsozialistischer Herrschaft vom Schulbesuch ausgeschlossen, Analphabeten geblieben. Die nach 1945 Geborenen besuchten zwar eine Schule, wiesen aber dennoch ein stark unterdurchschnittliches Bildungsniveau auf. Ein hoher Prozentsatz der Kinder wurde unmittelbar nach der Einschulung in Sonderschulen abgeschoben. Die Eltern konnten ihre Kinder kaum unterstützen, weil ihnen selber der Schulbesuch verboten worden war. Andere hatten selbst wegen der Diskriminierung negative Schulerfahrungen, die sie auf ihre Kinder übertrugen. Die beengte Wohnsituation ermöglichte vielen Roma-Schüler_innen kein konzentriertes Lernen – oft fehlten dafür die einfachsten Möbelstücke. Obwohl die Lebensumstände der Rom_nija also dramatischer nicht sein konnten, schien sich bis vor wenigen Jahren kaum jemand dafür zu interessieren. Verhängnisvollerweise wurden die Diskriminierung der Rom_nija und ihre Abdrängung an den äußersten Rand der Gesellschaft auch von PolitikerInnen und zuständigen Behörden jahrzehntelang betrieben, meist völlig ignoriert oder bagatellisiert.

 

Beschäftigungssituation der Rom_nija im Burgenland (1990-2000)

Die Beschäftigungssituation der Rom_nija war lange Zeit sehr ungünstig. Mangels entsprechender Untersuchungen liegen keine Daten für das Burgenland vor. Tätigkeitsberichte der Beratungsstellen und eine in der Oberwarter Siedlung durchgeführte Erhebung geben jedoch einen Einblick in die Beschäftigungsmisere: Von jenen Personen, die 1995/96 die Beratungsstelle in Oberwart aufsuchten, standen nur 14% in einem ordentlichen Dienstverhältnis. Die im Jahr 1995 erstellte Studie ergab, dass nur 15% der Siedlungsbewohner über einen festen Arbeitsplatz verfügten. Besonders auffällig war der minimale Prozentsatz der erwerbstätigen Frauen, der deutlich unter der 5%-Marke lag. Bezeichnend scheint die Tatsache zu sein, dass jene Rom_nija, die in einem Arbeitsverhältnis standen, fast ausschließlich Tätigkeiten als ungelernte Hilfskräfte oder angelernte Arbeiter ausführten.

 

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Auch heute kommt es immer wieder zu Diskriminierungen im Arbeitsbereich, jedoch gibt es zahlreiche erfolgreiche Roma und Romnja in den unterschiedlichsten Berufen.

Viele junge Roma und Romnija haben heute eine solide Ausbildung und/oder einen Hochschulabschluss. Im Jahr 2020 wurde sogar die HÖR die "HochschülerInnenschaft Österreichischer Roma und Romnja" gegründet um die Interessen der Studierenden Roma und Romnja zu vertreten.

 

 

Die Wohnsituation der burgenländischen Rom_nija

Ein großer Teil der Burgenland-Rom_nija lebte lange Zeit in eigenen Siedlungen am Rande der Dörfer. Neben der daraus resultierenden sozialen Isolation entstanden Probleme vielfach aus dem schlechten baulichen Zustand ihrer Häuser und dem Mangel an Wohnraum. Ein Beispiel dafür ist die Oberwarter Romasiedlung.

 

Die Oberwarter Roma Siedlung

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Die Oberwarter Romasiedlung, die aus zwei Reihenhäusern mit je sechs Wohneinheiten und sieben Einfamilienhäusern besteht, wurde 1995 von 120 Personen bewohnt. Dies bedeutete, dass sich fünf oder mehr, in einem Fall sogar zehn Personen, einen Wohnraum von 40 bzw. 55 m² teilen mussten. Die durchschnittlich pro Person zur Verfügung stehende Wohnnutzfläche betrug 8,74 m², also gerade ein Viertel des österreichweiten Durchschnittswertes von 33 m². In einem damals verfassten Architektenbericht hieß es: „Die Wohnsituation (der Rom_nija) kann nur mit städtischen Untermietsverhältnissen zur Jahrhundertwende bzw. während des 19. Jahrhunderts verglichen werden.“ Alarmierend war auch die Feststellung: „Wären die Roma Ausländer, müssten sie um ihre Aufenthaltsgenehmigung bangen, da sie die im Gesetz vorgeschriebene Mindestwohnfläche pro Person nicht nachweisen können.“ Der sichtlich betroffene Bundeskanzler Vranitzky sprach 1995 in Bezug auf den Wohnstandard der Oberwarter Rom_nija von Verhältnissen, die es am Ende des 20. Jahrhunderts nicht mehr geben dürfe.

Im Jahr 2015 leben nur noch die Hälfte, also 60 Personen in der Siedlung.

Wohnungen außerhalb der Siedlungen waren für Rom_nija aufgrund ihrer Einkommensverhältnisse vielfach nicht erschwinglich. Daneben erschwerten bestehende Vorurteile die Wohnungssuche. Es war lange Zeit eine Tatsache, dass Wohnungen bzw. Häuser im Burgenland an Rom_nija lange nur höchst ungern vergeben wurden. Auch lehnten viele Nicht-Rom_nija Rom_nija als Nachbarn ab. So kam es immer wieder zu Protestaktionen. In den 1990ern kam es zu einer Protestaktion von Bewohnern der Oberwarter Andreas-Hofer-Siedlung: Sie brachten ihren Unmut zum Ausdruck, indem sie sich gegen die "Einquartierung von Zigeunern", sogar in einem Beschwerdebrief an den Landeshauptmann, aussprachen.

 

 

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Verbesserung der Schulerfolge durch Lernbetreuung

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Um eine maßgebliche Verbesserung herbeizuführen, war eine Änderung der schwierigen außerschulischen Rahmenbedingungen notwendig. Denn viele Romakinder in Oberwart hatten lange Zeit Schwierigkeiten damit Lernerfolge zu erzielen. Zurückführen war dies meist darauf, dass ihnen viel zu lange ein Zugang zur Bildung verwehrt wurde.

Einen wesentlichen Beitrag in diesem Bereich leistete die seit 1990 vom Verein "ROMA" angebotene außerschulische Lernbetreuung. Ihr war es zu verdanken, dass der "Automatismus des Scheiterns" in der Schule durchbrochen wurde und schulischer Misserfolg in den letzten Jahren zunehmend die Ausnahme denn die Regel darstellt. Nach der Auflösung des Vereins Roma im Jahr 2016 übernahm der Verein Roma Service die Lernbetreuung.

Auch als im Jahr 2020 die Corona Pandemie das Schulwesen lahmlegte, sprang der Verein ein und übernahm die Betreuung der Kinder. Die Lernbetreuer sorgten dafür, dass die Kinder und Jugendlichen ihre Haus- und Schulübungen machten und unterstützen Lehrer_innen und Eltern beim Distance Learning.

 

In der Regionalstelle Süd der Burgenländischen Volkshochschulen gab es seit 1996 das Projekt "Chancengleichheit - Integration - Qualifikation" für Roma-Jugendliche, die mittlere und höhere Schulen besuchen, wird individuelle, auf die jeweiligen Bedürfnisse angepasste Lernhilfe für einen erfolgreichen Schulbesuch, angeboten. Unterrichtsfach, Zeit und Umfang der Betreuung wird mit den Jugendlichen besprochen. Die Lernhilfe wird das ganze Jahr über durchgeführt, auch während der Sommerferien zur Vorbereitung auf den Schuleinstieg bzw. auf eventuelle Wiederholungsprüfungen.

 

ROMBAS

Im Jahr 2014 veröffentlichte die Initiative Minderheiten die Studie „Rombas“ über die Bildungssituation von Rom_nija und Sinti_zze in Österreich. Sie kamen nach Umfragen innerhalb der allochthonen und innerhalb der autochthonen Community zu folgendem Schluss:

Wie bereits im methodischen Teil ausgeführt, kann aufgrund der niedrigen Fallzahlen und Validität und der nicht ausreichend bekannten Grundgesamtheit nicht davon ausgegangen werden, dass die Stichproben der ROMBAS repräsentativ sind. Andererseits zeigt der Vergleich der in ROMBAS erhobenen Bildungsdaten mit den Daten anderer vorliegender Studien auffallend große Ähnlichkeiten. Zwar muss berücksichtigt werden, dass die hier angeführten Studien von Biffl et al. (2005) bzw. Riesenfelder et al. (2011) bereits vor einigen Jahren durchgeführt und dabei auch nicht genau dieselben Populationen befragt wurden. Doch trotz dieser Unschärfen liegt der Schluss nahe, dass sich anhand der ROMBAS-Daten ein relativ zuverlässiges Bild der allgemeinen Bildungssituation von Roma in Österreich zeichnen lässt.

 

Anstieg des Bildungsniveaus bei autochthonen Roma und Sinti über die Generationen

 

Bei autochthonen Roma und Sinti zeigt sich ein Anstieg des Bildungsniveaus über die letzten drei Generationen. Haben in der älteren Generation viele keine Bildungsabschlüsse oder nur die Sonderschule besucht, so besuchen heute Roma-SchülerInnen zunehmend auch weiterführende Schulen. Manche schließen mit Matura ab oder erlangen einen Studienabschluss. Der Anstieg des formalen Bildungsniveaus muss jedoch in Relation zum starken Anstieg des Bildungsstandes in der Gesamtbevölkerung in diesem Zeitraum gesehen werden. Für die niedrigeren Schulabschlüsse von Angehörigen der älteren Generation autochthoner Roma und Sinti (über 51 Jahre), die zum Teil der Nachkriegsgeneration angehören, gibt es verschiedene Gründe. Dazu gehört die geringe schulische Bildung der Eltern, die in der Zwischenkriegszeit wenig Zugang zu Bildung hatten und zu Zeiten des Holocaust von den Nationalsozialisten verfolgt und auch ermordet wurden. Viele Angehörige der älteren Generation wurden selbst im Schulwesen benachteiligt, und auch ihre schwierige soziale Lage verhinderte oft eine längere schulische Laufbahn. Zu vermuten wäre, dass sich in der jüngeren Generation (16–25 Jahre) ein Anstieg bei den höheren Schulabschlüssen zeigt, da Angehörige dieser Generation in die Schule nach Anerkennung der Roma und Sinti als österreichische Volksgruppe (1993) eintraten, welche unter anderem mit einem verstärkten Angebot von Lernhilfeprogrammen einherging. Ein Grund dafür, warum sich hinsichtlich der Schulabschlüsse im Vergleich zur mittleren Generation (26–50 Jahre) nur geringe Unterschiede zeigen, mag darin liegen, dass Angehörige der jüngeren Generation vergleichsweise häufiger zum Untersuchungszeitraum noch Schulen besuchten, diese aber noch nicht abgeschlossen hatten. So geht auch aus den Daten hervor, dass der Anteil jener, die keine über die Pflichtschule hinausgehende Schule besuchen oder besucht haben, in der jüngeren Generation (23%) niedriger ist als in der mittleren Generation (40%).

 

Höheres formales Bildungsniveau von Roma mit Migrationshintergrund

Vergleicht man die Studien von Biffl et al. (2005) und Riesenfelder et al. (2011), zeigt sich bei autochthonen Roma im Burgenland ein niedrigeres formales Bildungsniveau gegenüber den in Wien lebenden Roma mit Migrationshintergrund. Die in ROMBAS erhobenen Daten weisen ebenfalls auf einen derartigen Unterschied hin. In diesem Zusammenhang muss jedoch auf mögliche Unschärfen hingewiesen werden, da die Grundgesamtheit von in Österreich lebenden Roma mit Migrationshintergrund noch viel weniger bekannt ist als die der autochthonen Volksgruppe der Roma und Sinti und sich auch der Zugang zu Teilen dieser Gruppe schwieriger gestaltet. In der Studie von Riesenfelder et al. (2011) wurden unselbstständig Erwerbstätige, Freie DienstnehmerInnen, Arbeitslose und Personen in Elternkarenz befragt. Personen, die einer selbstständigen Arbeit nachgehen oder arbeitslos sind, ohne zuvor unselbstständig erwerbstätig gewesen zu sein, wurden somit nicht erfasst. Ob die ROMBAS-ForscherInnen in ihren 50 Interviews das gesamte Spektrum von Roma mit Migrationshintergrund erfasst haben, ist auch anzuzweifeln. Auffällig ist, dass nur acht Prozent der Befragten Roma mit Migrationshintergrund keinen Pflichtschulabschluss haben und nur eine befragte Person einen Sonderschulabschluss hat. Von Roma-Vereinen, die Lernunterstützung und Schulmediation für Roma mit Migrationshintergrund anbieten, weiß man, dass ein höherer Anteil der Roma-Kinder, die ihre Angebote in Anspruch nehmen, nach dem Sonderschullehrplan unterrichtet wird. So hatten zum Beispiel im Schuljahr 2007/08 von den Roma, die Lernhilfe über das Romano Centro erhielten, 18 Prozent einen Sonderpädagogischen Förderbedarf (Romano Centro, 2008a, S. 7). Auch kleinere qualitative Studien zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit von Roma mit Migrationshintergrund, in eine Sonderschule zu kommen bzw. sonderpädagogische Förderung zu erhalten, im Vergleich zu Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft als höher einzuschätzen ist (Luciak, 2009; Punz, 2007).

Aus einer Fragebogenuntersuchung des Romano Centro mit 42 Roma-Eltern mit Migrationshintergrund geht zudem hervor, dass zirka ein Drittel der Mütter und 14 Prozent der Väter nur die Volksschule abgeschlossen haben (Romano Centro, 2008b, S. 11). Aus den genannten Gründen ist es denkbar, dass der Anteil von Roma mit Migrationshintergrund, der über keinen Pflichtschulabschluss verfügt, höher liegt, als die ROMBAS-Daten vermuten lassen. Die Unterschiede zwischen autochthonen Roma/Sinti und Roma mit Migrationshintergrund betreffend die Bildungsabschlüsse und Bildungsbeteiligung werden auch geringer, lässt man die ältere Generation außer Betracht. Wie der Vergleich der Daten zum höchsten Schulabschluss zwischen autochthonen Roma/Sinti und Roma mit Migrationshintergrund der Altersgruppe 16–50 zeigt, ist in beiden Gruppen der Anteil jener, die weiterführende Schulen abgeschlossen haben, mit rund 43 Prozent gleich groß. Der Anteil jener, die – ob mit oder ohne Abschluss – jemals weiterführende Schulen besucht haben, ist jedoch bei Roma mit Migrationshintergrund höher als bei autochthonen Roma und Sinti (82,1 im Vergleich zu 69%).

 

Das formale Bildungsniveau weiblicher Roma ist höher

Ein Viertel der männlichen befragten autochthonen Roma und Sinti, jedoch nur neun Prozent der weiblichen Befragten der Altersgruppe 16–50 haben keinen Pflichtschulabschluss. Die Anzahl von Abschlüssen weiterführender Schulen ist unter männlichen IP hingegen niedriger (30%) als unter weiblichen IP (54%).Bei Roma mit Migrationshintergrund derselben Altersgruppe zeigen sich Unterschiede zugunsten der weiblichen IP vor allem bei Abschlüssen weiterführender Schulen (47 im Vergleich zu 36,4% bei männlichen IP).Der Vergleich von Daten zur Bildungsbeteiligung zeigt jedoch geringere Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Unter den autochthonen Roma und Sinti besuchen 73 Prozent der weiblichen IP weiterführende Schulen und 65 Prozent der männlichen IP. Bei Roma mit Migrationshintergrund liegt der Anteil bei 82 Prozent bei beiden Geschlechtern. Das höhere formale Bildungsniveau weiblicher Roma und besonders ihr höherer Anteil bei Abschlüssen weiterführender Schulen widerspricht dem gängigen Vorurteil, dass viele Romnia frühzeitig die Schule verlassen, da sie entweder früh verheiratet werden oder in der eigenen Familie mithelfen müssen. Auch wenn letzteres mitunter vorkommt, lassen die Interviews darauf schließen, dass sich diesbezüglich über Generationen ein Einstellungswandel in Roma-Familien abgezeichnet hat.

 

Zunahme an Berufsausbildungen und qualifizierten Abschlüssen

Wie in den bereits erwähnten Studien von Biffl et al. (2005) und Riesenfelder et al. (2011) deutlich wird, sind sowohl autochthone Roma und Sinti als auch Roma mit Migrationshintergrund in Österreich vermehrt von Arbeitslosigkeit und prekären Einkommenssituationen betroffen und müssen oft gering qualifizierte Arbeiten ausüben. Abgesehen von Benachteiligungen am Arbeitsmarkt, steht dies in Zusammenhang mit fehlenden oder nicht ausreichenden Berufsausbildungen. Den ROMBAS-Daten zufolge steigt jedoch der Anteil von Roma mit Berufsausbildung stetig an. In der jüngeren Generation (16–25 Jahre) autochthoner Roma und Sinti sowie von Roma mit Migrationshintergrund haben rund drei Viertel aller Befragten entweder eine Berufsausbildung abgeschlossen oder sind derzeit in Berufsausbildung. Unter anderem wurden Ausbildungen zur Maschinenbautechnikerin, Gastronomiefachfrau, zum EDV-Techniker, Telekommunikations- und Nachrichtentechniker oder Kfz-Mechaniker mit Meisterprüfung absolviert oder Hochschulstudien mit Bachelor oder Magister abgeschlossen.

 

Hohes Ausmaß an Zwei- und Mehrsprachigkeit

Die meisten der befragten Roma dieser Studie sind zwei- oder mehrsprachig. Im Generationenvergleich zeigt sich laut Selbstangaben ein Rückgang an Romanes-Sprachkenntnissen bei autochthonen Roma und Sinti (von 94% in der älteren zu 68% in der jüngeren Generation), doch werden von Angehörigen autochthoner Gruppen auch zum Teil Kenntnisse anderer Sprachen (z.B. Ungarisch) angegeben. Von Roma mit Migrationshintergrund, von denen je nach Untergruppe zwischen 43 und 79 Prozent angeben, gute Romanes-Sprachkenntnisse zu besitzen, sprechen die meisten neben Deutsch und Sprachen, die im Schulunterricht erworben wurden, noch zusätzlich weitere Sprachen (u.a. Serbisch, Mazedonisch, Rumänisch, Italienisch, Türkisch, Spanisch).

 

Unterschiedliche finanzielle Lage

Die eigene finanzielle Lage stufen 64 Prozent der jüngeren Generation autochthoner Roma und Sinti als gut oder sehr gut ein. Hingegen geben 65 Prozent der mittleren Generation und 82 Prozent der älteren Generation an, eine schlechte oder sehr schlechte finanzielle Lage zu haben. 57 Prozent der jüngeren Generation von Roma mit Migrationshintergrund, die in Österreich zur Schule gingen, schätzen ihre finanzielle Lage als gut oder sehr gut an. Über 70 Prozent der mittleren Generation dieser Gruppe, aber auch der Roma, die im Ausland die Schule besuchten, sehen ihre finanzielle Lage als schlecht oder sehr schlecht. Teilweise korreliert die Einschätzung der eigenen finanziellen Lage mit dem Vorhandensein eigener Kinder.

 

Teilweise hoher Anteil von Roma mit eigenen Kindern in der jüngeren Generation

Statistiken zufolge waren im Jahr 2009 86 Prozent der österreichischen Bevölkerung im Alter von 20–24 Jahren noch kinderlos. Im Vergleich dazu haben 50 Prozent aller Befragten der jüngeren Generation (16–25 Jahre) autochthoner Roma und Sinti bereits ein oder mehrere eigene Kinder, hingegen nur 21 Prozent der jüngeren Generation von Roma mit Migrationshintergrund. Rund 70 Prozent der Befragten der mittleren Generation (26–50) autochthoner Roma, aber auch von Roma mit Migrationshintergrund, haben eigene Kinder. Wenn eine schwierige finanzielle Lage mit dem Umstand, bereits früh für eigene Kinder sorgen zu müssen, korreliert, kann davon ausgegangen werden, dass dies zumindest vorübergehend eine reduzierte Inanspruchnahme von Aus- und Weiterbildungen bewirkt“[1]

Und schlussendlich werden folgende Empfehlungen ausgesprochen:

„Im bildungspolitischen Diskurs vergangener Jahrzehnte wurde vielfach über strukturelle Veränderungen des Schulwesens und über innovative organisatorische und methodische Maßnahmen der Unterrichtsgestaltung diskutiert, mit dem Anspruch, allen Schülerinnen und Schülern eine bestmögliche Bildung zu gewähren und gleichzeitig das Bildungsniveau der gesamten Schulpopulation anzuheben. Ob verstärkte Frühförderung, Abbau der frühen schulischen Auslese (Stichwort: Gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen) und Ausbau der Ganztagsschule oder inklusiver Unterricht, Individualisierung und Kompetenzorientierung, all diese Maßnahmen, die bislang nur teilweise erfolgreich in die Praxis umgesetzt wurden, können auch zu mehr Chancengerechtigkeit beitragen. Geht man davon aus, dass sozial benachteiligte gesellschaftliche Gruppen von diesen Veränderungen am meisten profitieren, bergen sie auch das Potential, die Bildungssituation von Roma und Sinti zu verbessern, die zu den am stärksten sozial benachteiligten Gruppen der Gesellschaft zählen. Die nachfolgenden Empfehlungen nehmen nicht näher auf die hier angesprochenen notwendigen strukturellen Veränderungen im Schulsystem Bezug, die den Bildungszugang und -erfolg sozial benachteiligter gesellschaftlicher Gruppen verbessern helfen können. Sie beziehen sich vielmehr auf Fördermaßnahmen, die darüber hinausgehen und ganz spezifisch Roma- und Sinti-Angehörigen zugutekommen sollen.

  • Stärkere Berücksichtigung von Unterrichtsthemen über Roma und Sinti, ihre Geschichte, Sprachen und Kulturen in Schulen und entsprechende Vorbereitung dafür in der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften
  • Informationskampagnen, um Schulen und LehrerInnen auf die Angebote von Roma-Vereinen und auf bestehende Unterrichtmaterialien über Roma und Sinti hinzuweisen
  • Befassung der Schulbuchkommission, um Schulbücher auf Inhalte, bezogen auf Roma und Sinti bzw. deren Repräsentanz in Schulbüchern, zu prüfen
  • Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen für Lehrkräfte als Voraussetzung für die Abhaltung von Exkursionen zu Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus
  • Schulungen für Lehrkräfte betreffend Prävention und Umgang mit antiziganistischen Beschimpfungen und Mobbing
  • Ausbau des Angebots von Romanes-Unterricht in Verbindung mit Elternarbeit
  • Verpflichtende Einbindung von Roma-SchulmediatorInnen bzw. Romanes-MuttersprachenlehrerInnen bei Verfahren betreffend die Rückstellung von Roma-SchülerInnen in die Vorschule bzw. bei Verfahren zur Feststellung eines Sonderpädagogischen Förderbedarfs (mit Einverständnis der Eltern)
  • Ausbau der Qualifizierungsmaßnahmen für Romanes- MuttersprachenlehrerInnen
  • Bereitstellung ausreichender finanzieller Mittel für Roma-Vereine, um die Elternarbeit zu forcieren und die Roma-Schulmediation als Bindeglied zwischen Elternhaus und Schule sowie die außerschulische Lernunterstützung und das Lernhilfeangebot für Roma-Kinder und -Jugendliche in Familien auszubauen
  • Entwicklung von niederschwelligen Berufsorientierungs- und Beratungsangeboten an Erwachsenenbildungseinrichtungen unter Einbindung von Roma und Sinti
  • Entwicklung von Empowerment-Programmen, Mentoring- und Buddy-Projekten für Roma-Jugendliche
  • Stipendienprogramme für Roma-Angehörige, die höhere Bildung bzw. Aus- und Weiterbildungen anstreben
  • Bereitstellung finanzieller Mittel für Roma-Vereine und NGOs, um das Angebot von Antiziganismus- und Anti-Diskriminierungsworkshops auszuweiten
  • Fördermittel für die Erstellung eines jährlichen Antiziganismusberichts

Roma- und Sinti-Angehörige bzw. MitarbeiterInnen aus Roma-Vereinen sollten bei der Entwicklung und Durchführung der vorgeschlagenen Maßnahmen und in bildungspolitischen Entscheidungs- und Monitoringprozessen soweit wie möglich miteinbezogen werden. Für die verstärkte Einbindung von Roma- und Sinti-Angehörigen an Schulen und Einrichtungen der Erwachsenenbildung bedarf es zudem Qualifizierungsmaßnahmen. Dies gilt vor allem für SchulmediatorInnen, MuttersprachenlehrerInnen und BildungsberaterInnen. Einen verbesserten Zugang für Roma zu einer qualitativ hochwertigen Bildung zu schaffen, ist eines der genannten Hauptziele im „EU-Rahmen für nationale Strategien zur Integration der Roma bis 2020“ der Europäische Kommission. Der Mitteilung der Kommission zufolge sollten die Mitgliedstaaten „ausreichende finanzielle Mittel aus den nationalen Haushalten vorsehen, die gegebenenfalls mit Mitteln internationaler Geber bzw. mit EU-Mitteln ergänzt werden“. Im Unterschied zum Integrationsgedanken geht es dabei nicht vorrangig darum, Minderheitenangehörige in die Mehrheitsgesellschaft einzugliedern, sondern um die Veränderung gesamtgesellschaftlicher Strukturen, welche die „volle Teilhabe von allen Menschen an den verschiedenen Funktionssystemen der Gesellschaft unter Wahrung ihrer Individualität und Verschiedenheit garantiert.“

 

Auch die Roma Volkshochschule Burgenland führte 2014 eine Umfrage zur Bildungssituation der Burgenland-Roma durch und kam zu folgendem Ergebnis:

„29% der befragten Kinder besuchen den Kindergarten, ca. 30% die Volksschule, wovon 2% in einer Integrationsklasse sind, und 23% die neue Mittelschule. In einer Lehrausbildung sind ca. 6% der befragten Jugendlichen, 4% besuchen eine AHS oder BHS. Erfreulich ist, dass keiner von den Befragten in einer Sonderschule ist. 8% geben an, dass sie zurzeit in keiner Ausbildung sind.“

Auch wenn die Studien eine grundsätzliche positive Entwicklung aufweisen, so muss immer darauf verwiesen werden, dass eine Studie nie zu 100% aussagekräftig sein kann. Vor allem ist zu berücksichtigen, dass einige Rom_nija sich nicht öffentlich als solche zu erkennen geben und somit in keiner Statistik aufscheinen.

 

[1] https://initiative.minderheiten.at/wordpress/wp-content/uploads/2019/06/01_Rombas_Studie.pdf; Seite 97-104

Auswege aus der Diskriminierung

Auch nach dem Ende des 2. Weltkriegs blieben die Burgenland-Roma auf der untersten Stufe der sozialen Hierarchie und waren in allen Lebensbereichen benachteiligt. Diskriminierungen in der Schule, am Arbeitsplatz, bei der Suche nach Wohnungen waren permanente Begleiterscheinungen des täglichen Lebens. Eindeutige Verstöße gegen die Grundrechte des Einzelnen waren keine Seltenheit. Die Burgenland-Roma verfügten weder über eine übergeordnete Lobby, die ihre Rechte nach außen hin vertrat, noch konnten sie auf Unterstützung in der Mehrheitsbevölkerung hoffen.

 

Gründung der ersten Vereine als Reaktion gegen die Diskriminierung

Ende der 1980er Jahre erreichten Diskriminierungen eine Selbstverständlichkeit, die eine Gruppe engagierter Roma und Nicht´-Roma nicht länger bereit war hinzunehmen.

Die Einstellung einiger Gastwirte, jungen Roma generelles Lokalverbot zu erteilen, war das auslösende Moment für die Gründung der ersten Roma-Organisation in Österreich - des „Roma und Sinti – Verein zur Förderung von Zigeunern“ („Verein Roma“) in Oberwart.

Der 6.6.1986 ist das Gründungsdatum laut Vereinsregisterauszug und am 15.7.1989 fand die Gründungssitzung statt. Zum Obmann wurde Ludwig Papai gewählt.

 In den nächsten Jahren entstanden weitere Roma-Vereine in Wien, Linz und Villach.

 

Anerkennung als 6. österreichische Volksgruppe

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Die Öffentlichkeitsarbeit der Roma-Vereine trug wesentlich dazu bei, dass die österreichischen Roma und Sinti 1993 als 6. Volksgruppe anerkannt wurden. Dem einstimmigen Nationalratsbeschluss gingen unzählige und teilweise nervenaufreibende Gespräche mit PolitikerInnen und BeamtInnen voraus. Viele bürokratische Hürden standen dem Vorhaben im Weg, Vorurteile mussten abgebaut und Aufklärungsarbeit musste geleistet werden. Treibende Kraft in diesem Prozess war der Roma-Aktivist Rudolf Sarközi.

Neben den damit zuerkannten Minderheitenrechten (Schutz und Förderung der Volksgruppe), hatte der Volksgruppenstatus vor allem zur Folge, dass die Lebensbedingungen der Burgenland-Roma, aber auch die Existenz kultureller Besonderheiten ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückten. Bis zu diesem Zeitpunkt war z.B. das Vorhandensein einer eigenen Sprache - des Roman - nur wenigen WissenschaftlerInnen und Interessierten bekannt.

 

 

Rechte der Volksgruppe

Am 16. Dezember 1993 wurden die Roma als sechste Volksgruppe in Österreich anerkannt.

Aus dem Volksgruppengesetz (VGG) und aus dem Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten (RÜK), eine rechtsverbindliche multilaterale Übereinkunft, die für Österreich ab 1. Juli 1998 in Kraft getreten ist, ergeben sich für die Roma u.a. folgende Rechte:

  • Recht auf Einrichtung von Volksgruppenbeiräten im Bundeskanzleramt zur Beratung der Bundesregierung und der BundesministerInnen in Volksgruppenangelegenheiten (VGG)

  • Recht auf Volksgruppenförderung durch den Bund (VGG)

  • Recht auf Kommunikationsfreiheit, auch in der Volksgruppensprache (RÜK)

  • Recht auf eigene Medien bzw. auf Förderung des Zugangs zu Medien (RÜK)

  • Recht auf topografische Bezeichnungen (Ortstafeln, öffentliche Aufschriften) in der Volksgruppensprache (VGG, RÜK)

  • Recht auf Verwendung der Volksgruppensprache in öffentlichen Behörden und Ämtern (VGG)

  • Recht auf Verwendung der Volksgruppensprache in allgemeinen öffentlichen Kundmachungen in Heimatgemeinden der Roma (VGG, RÜK)

  • Recht auf Verwendung der Volksgruppensprache bei Gerichtsverhandlungen (RÜK)

  • Recht auf Namensführung in der Volksgruppensprache (RÜK)

  • Recht auf Erlernung der Volksgruppensprache bzw. auf Unterricht in der Volksgruppensprache (in Kindergärten und Schulen) (VGG, RÜK)

 

 

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Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten

Die Rechte, die sich aus dem Rahmenübereinkommen (RÜK) zum Schutz nationaler Minderheiten ableiten, gelten in Österreich nicht automatisch; sie müssen durch so genannte "Erfüllungsgesetze" (d.s. Gesetze oder Verordnungen) durchgeführt werden.

Österreich hat sich als Vertragspartner verpflichtet, dem Europarat bis Juli 1999 einen Bericht über die Maßnahmen, die zur Umsetzung der Rechte führen, zu übermitteln. Da die österreichische Bundesregierung diesen Bericht nicht verfasste, schickte das Österreichische Volksgruppenzentrum als Dachorganisation von Vertretungsorganisationen aller autochthonen Volksgruppen in Österreich einen NGO-Bericht zur Verwirklichung der RÜK-Rechte. Die Darstellung, die auf dieser Seite abrufbar ist, gibt einen Überblick über die Rechte der österreichischen Minderheiten und deren Umsetzung.

 

Aufbruchstimmung

Diese öffentlich-politischen Ereignisse führten zu einer Aufbruchsstimmung bei den Burgenland-Roma und trugen wesentlich zur Bildung eines ethnischen Bewusstseins bei. Das Bekenntnis zur Roma-Identität wurde nicht mehr unweigerlich mit einem sozialen Abstieg verbunden. Rom oder Romni zu sein konnte nun auch positiv erlebt werden. Soziale Diskriminierungen und Vorurteile standen zwar weiterhin an der Tagesordnung, erfuhren jedoch zunehmend eine andere Bewertung. Lange Zeit vorherrschende Reaktionen wie Selbstvorwürfe, Rückzugstendenzen, Fatalismus, Sprachaufgabe und Assimilierung wurden durch ein selbstbewussteres Auftreten als Rom/Romni, Öffentlichkeitsarbeit und Systemkritik ersetzt. Nicht die sozialen Bedingungen hatten sich verändert, aber die Strategien, wie man diesen Bedingungen begegnete.

 

Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und Kultur

Diese Entwicklung führte nun dazu, dass man sich vermehrt mit der eigenen Geschichte, Kultur und Sprache auseinanderzusetzen begann. Traditionen sollten wiederbelebt werden. So wurde z.B. der kontinuierliche Rückgang in der Romanverwendung zunehmend als Verlust empfunden und man betrachtete die eigene Sprache nun wieder als wichtiges ethnisches Merkmal, das für den Weiterbestand der Volksgruppe von immenser Bedeutung ist. Roman wurde in diesem Zusammenhang auch als Liedsprache wiederentdeckt. 1993 gründeten junge Oberwarter Roma die Band "Romano Rath" ("Roma-Blut"), deren Repertoire zum Großteil dem "Romano-Pop" zuzuordnen ist. Lieder auf Roman wurden bei verschiedenen Kulturveranstaltungen vorgetragen. Es entwickelte sich in weiterer Folge eine eigene Festkultur mit jährlich stattfindenden Roma-Bällen. Dieses Bewusstsein über ein außergewöhnliches kulturelles Kapital zu verfügen, wirkte gerade in den ersten Jahren nach der Vereinsgründung identitätsstiftend. Die Pflege einer eigenen Kultur wurde nicht mehr als Hindernis auf dem Weg zur Assimilation betrachtet, sondern ist Ausdruck des selbstbewussten Versuchs, eine soziale Integration anzustreben – der Wunsch, ein gleichberechtigtes Miteinander, unterschiedlicher Kulturen und Lebensstile zu erreichen.

 

Erfolge der letzten Jahre

Diese immer breiter wirksame Aufbruchsstimmung wurde durch das politisch motivierte Attentat vom 2. Februar 1995, bei dem vier Roma durch eine Sprengfalle ermordet werden, jäh unterbrochen. Es folgten Monate der Angst. Der Schrecken des Nationalsozialismus war für viele Rom_nija wieder gegenwärtig. Lange bekämpfte und bereits abgelegte Selbstzweifel und -vorwürfe trieben wieder an die Oberfläche. Auch die Vereinsarbeit blieb davon nicht unbeeinflusst, aber es setzte sich der Wunsch durch, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen.

Rekapituliert man heute die letzten 30 Jahre, so lässt sich ein durchaus positives Resümee ziehen. Viele Burgenland-Rom_nija leben zwar nach wie vor unter unzumutbaren Bedingungen, Vorurteile und Diskriminierungen blieben weiterhin zentrale Begleiterscheinungen des täglichen Lebens, eine schrittweise Verringerung sozialer Gegensätze ist jedoch feststellbar. Erfolgreiche Initiativen, wie die Sozial- und Lernbetreuung, das Sprachprojekt, sowie der Roman-Unterricht in der Oberwarter Volksschule und Volkshochschule sind sichtbare Zeichen dieses Veränderungsprozesses.

Weitere Erfolge siehe:  Aktivist*innen, "Roma-Strategien", Der Internationaler Roma-Tag, Int. Holocaustgedenktag für Rom*nija und Sinti*zze

 

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