Rom*nija in Europa

Die Herkunft und Geschichte der Roma und Sinti lag lange Zeit im Dunkeln. Es wird geschätzt, dass heute mehr als 15 Mio. Roma in verschiedenen Ländern in Europa, Amerika und Westasien leben. Von den etwa 10-12 Millionen europäischen Roma leben rund 70% in Mittel- und Osteuropa oder auf dem Balkan. Es ist nicht möglich eine exakte Zahl zu ermitteln, da es kaum offizielle Erhebungen gibt. In der nachfolgenden Übersicht wird eine Kurzdarstellung der geschätzten Zahl der Roma und Sinti im jeweiligen Land gegeben, auf die unterschiedlichen Roma-Gruppen hingewiesen und ein kurzer historischer Abriss gegeben.

Grundsätzliche Gemeinsamkeiten der Roma in Europa

Trotz unterschiedlicher Bedingungen in den einzelnen europäischen Ländern gibt es grundsätzliche Gemeinsamkeiten der Roma in ganz Europa:

Wirtschaftliche Ausgrenzung

Die wirtschaftliche Entwicklung nimmt den Roma immer mehr Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten. Der Zugang zum Arbeitsmarkt wird oft mangels schulischer und beruflicher Ausbildung erschwert.

Gesellschaftliche Diskriminierung

Die sozialen Vorurteile und Diskriminierungen gegenüber den Roma haben in jüngster Zeit nicht nachgelassen. Übergriffe seitens der Polizei und Behörden sowie Menschenrechtsverletzungen sind im Ansteigen.

Politische Verfolgung

Die Auswirkung der Massenvernichtung im Nationalsozialismus haben die Roma immer noch nicht überwunden. Durch die Ermordung vieler Menschen der Volksgruppe wurde die Basis der Romagemeinschaften, die Familien- und Verwandtschaftsstrukturen, zerstört. In den Ländern des ehemaligen Ostblocks wurde die Integration der Roma erzwungen. In jüngster Zeit werden in Süd- und Südosteuropa in einer sozialen und wirtschaftlichen Krisensituation die Roma zu Sündenböcken gemacht. In einigen Ländern wurde ihnen die Staatsbürgerschaft aberkannt. In den westeuropäischen Ländern wird den Staatenlosen die Einreise bzw. ein längerfristiges Aufenthaltsrecht verweigert. Einige Staaten haben ein Einreiseverbot für Roma aus den Ländern des ehemaligen Ostblocks verhängt.

Selbstbewusstsein und Organisation

Die Roma versuchen zunehmend ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen. In den meisten Ländern sind politische- und Kulturorganisationen gegründet worden, die zunehmend auf internationaler Ebene kooperieren. Verschiedene europäische Institutionen (EU, Europarat, KSZE) haben sich für die Verbesserung der Lage der Roma ausgesprochen. Doch die konkrete Umsetzung dieser Empfehlungen durch die europäischen Staaten lässt auf sich warten.

Quelle: 
Nach : Verdorfer, Martha: Unbekanntes Volk Sinti und Roma. Texte zum Kennenlernen. Infoheft für Jugendliche, GfbV Südtirol. Bozen 1995, S. 36